Diabetes

Diabetestypen

Am Typ 1 Diabetes erkranken meist Kinder. Die Bauchspeicheldrüse bildet nur noch sehr wenig oder gar kein Insulin mehr. Leider gibt es auch heute trotz vieler Bemühungen der Forschung noch keine Möglichkeit, den sich entwickelnden Typ 1 Diabetes zu verhindern oder gar zu heilen. Das heisst, der Typ 1 Diabetes muss lebenslang mit Insulin behandelt werden; das Insulin ist überlebensnotwendig. Das Insulin muss gespritzt werden, weil Insulin in Form einer Tablette durch die Magensäure zerstört werden würde; inhaliert oder als Nasenspray verabreicht, ist es zu wenig genau steuerbar.

Der Typ 2 Diabetes ist eine ganz andere Erkrankung, bei dessen Entstehung der Bewegungsmangel, die Ernährung und vor allem eine entsprechende genetische Veranlagung eine Rolle spielen. Am Typ 2 Diabetes erkranken vor allem übergewichtige, ältere Erwachsene. In den letzten Jahren wurde weltweit aber eine Zunahme dieses Diabetestyps auch bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen beobachtet. In der Schweiz kommt der Typ 2 Diabetes bei Jugendlichen erfreulicherweise weiterhin kaum vor.

Es gibt noch viele andere seltenere Diabetestypen wie zum Beispiel familiär genetische Formen, (früher als MODY (maturity onset diabetes of the young) bezeichnet). Im Gegensatz zum Typ 1 Diabetes können einzelne dieser Diabetesformen teils ohne Insulin und nur mit einer gezielten Ernährung, vermehrter Bewegung oder Tabletten behandelt werden.

Entstehung des Typ 1 Diabetes

Der Typ 1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung. Das sind Erkrankungen, die durch Antikörperbildung gegen körpereigenes Gewebe entstehen. Normalerweise schützt sich unser Körper gegen eingedrungene „Feinde“ wie zum Beispiel Bakterien oder Viren, indem er Abwehrstoffe – Antikörper genannt – bildet. Manchmal kommt es zur Fehlregulation in unserem Abwehrsystem. weshalb unser Körper, Abwehrstoffe gegen körpereigene Zellen und Strukturen zu bilden beginnt. Beim Diabetes werden Antikörper gegen die eigenen Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse sowie gegen das eigene Insulin gebildet. Es ist nicht klar, warum es zu dieser Fehlregulation kommt. Vielleicht kommt es bei der Abwehr gegen z.B. eine Viruserkrankung zu einer „Verwechselung“ und damit fälschlicherweise zur Bildung von Antikörpern gegen eigenes Gewebe. Neben diesen Autoimmunprozessen vermutet man, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Nebst einer vererbten Veranlagung (Disposition) könnten Umwelteinflüsse (Infektionen, Umweltgifte, Vitaminmangel, psychische Stressoren etc.) für das Auslösen der Diabetes-Entwicklung eine Rolle spielen. Niemand hat Schuld an der Entstehung des Diabetes. Das heisst, niemand hat etwas falsch gemacht.

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Kontinuierliche Blutzuckermessung

CGM (Continous glucose monitoring)

Neben der klassischen „blutigen“ Messung mit Lanzette und Teststreifen haben sich in den letzten Jahren verschiedene Methoden der kontinuierlichen Glukose-Messung etabliert, darunter CGM und FGM. CGM steht für „Continous glucose monitoring“, also „kontinuierliches Glukosemonitoring“. CGM-Systeme sind Geräte, die rund um die Uhr alle fünf Minuten den Glukosegehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes messen und diesen auf ein Empfangsgerät übertragen. Diese Geräte werden auch als „rtCGM“ bezeichnet, was für „real time CGM“, also Echtzeit-CGM steht.

Durch CGMs erhalten Nutzer wesentlich mehr Daten über ihren Glukosehaushalt, wodurch auch neue Methoden der Daten-Auswertung (z.B. Time in range) möglich werden. Zudem können bestimmte Grenzwerte definiert werden, bei deren Über- oder Unterschreitung ein Alarm ausgelöst wird. Um die Messung der Werte zu ermöglichen, setzen sich Nutzer eines CGMs alle paar Tage einen Sensor, dessen Nadel unter die Haut reicht und die Messungen durchführt. Ganz entfällt die Blutzuckermessung bei CGM-Nutzung aber nicht, da einige Geräte regelmäßig (meist ein- bis zweimal am Tag) kalibriert, also nachjustiert, werden müssen. Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren Sensoren, die über mehrere Monate ins Unterhautgewebe implantiert werden.
Bei CGM entsteht durch die Messung im Unterhautfettgewebe eine Zeitverzögerung, so dass der gemessene Wert 10 bis 20 Minuten gegenüber dem im Blut gemessenen Wert verzögert ist.

FGM (Flash glucose monitoring)

FGM steht für „Flash glucose monitoring“, dasselbe Messverfahren wird auch als „intermittent scanning continuous glucose monitoring“ (iscCGM) bezeichnet. Bei diesen Systemen muss der Nutzer selbst einen Scanner (entweder das mitgelieferte Messgerät oder ein Smartphone mit entsprechender App) über den Sensor bewegen. So wird zum einen der Glukoseverlauf der letzten acht Stunden ermittelt, zum anderen ein aktueller Wert mit einem Trendpfeil. Wie beim CGM liegen auch hier wesentlich mehr Werte vor als bei der herkömmlichen Messung, so dass neue Methoden der Daten-Auswertung (z.BTime in range) möglich werden. Der Nutzer muss aber mindestens alle acht Stunden scannen, um ein ununterbrochenes Profil zu erhalten. Der Sensor kann bei diesem Verfahren 14 Tagen lang genutzt werden. Neu ist ein iscCGM System mit Alarmfunktionen (iscCGM+). Das Empfangsgerät erzeugt dabei ein Alarmsignal, wenn der Wert außerhalb des Zielbereichs liegt. Um den aktuellen Glukosewert auf dem Display zu sehen, ist weiterhin ein Scan erforderlich.

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Therapien

Funktionelle Insulintherapie

Die funktionelle Insulintherapie ist heute die Therapie der Wahl, um die Stoffwechseleinstellung trotz flexibler Alltagsgestaltung gut einzustellen zu können. Bei der funktionellen Insulin-Therapie wird der Grundbedarf des Körpers an Insulin mit dem Basalinsulin (langwirksames Insulin) gedeckt. Bei Bedarf wird zusätzlich Essens- resp. Korrekturinsulin (rasch wirksames Insulin) gespritzt. Der Basalinsulinbedarf beträgt etwa 35-50 % der gesamten Insulinmenge, die dein Körper über den Tag braucht. Daneben wird zu jeder Mahlzeit das zusätzlich benötigte Essensinsulin (50-65 % der gesamten Insulinmenge pro Tag) gespritzt. Die funktionelle Insulin-Therapie versucht die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse, wie sie beim Nichtdiabetiker ganz automatisch stattfindet, so genau wie möglich nachzuahmen.

Insulinpumpe

Die Insulinpumpentherapie ist eine technische Weiterführung der funktionellen Insulintherapie. Dabei wird das Insulin nicht mit dem Insulinpen gespritzt, sondern vorprogrammiert aus einem kleinen Reservoir, das nur sehr schnell wirkendes Insulin enthält, über einen Plastikschlauch (Katheter) ins Unterhautfettgewebe abgegeben. Die Insulinpumpe kann in jedem Alter eingesetzt werden. Voraussetzung für die Insulinpumpentherapie ist, dass die funktionelle Insulintherapie genau verstanden wird. Die Insulinpumpe verlangt eine grosse Zuverlässigkeit, da, innert Stunden eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) eintreten kann, wenn das Insulin aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in den Körper gelangt.

Die Insulinpumpentherapie hat viele Vorteile. Insbesondere wenn der Basalinsulinbedarf stark schwankt (zum Beispiel, wenn man sehr viel Sport treibt), oder wenn man einen sehr unregelmässigen Tagesablauf hat. Die Insulinpumpe gibt den entsprechend programmierten Basalinsulinbedarf in Form der sogenannten Basalrate ab. Einzelne Insulinpumpen können sogar die Basalrate resp. das Korrekturinsulin automatisch berechnen und abgegeben.

Weiterhin muss vor jeder Mahlzeit der Blutzucker gemessen werden, die richtige Menge Essinsulin berechnet und dann entsprechend als Essensbolus über die Pumpe abgegeben werden. Der Katheter muss alle zwei bis drei Tage neu gelegt werden.

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